Kennst du das? Es gibt Tage, da ist man traurig, bedrückt, lustlos, gereizt – und weiß vielleicht nicht mal recht, wieso. Solche Stimmungstiefs sind normal und vergehen meist so schnell wie sie gekommen sind. Aber manchmal eben auch nicht. Wenn sie über einen längeren Zeitraum andauern und weitere Anzeichen hinzukommen, kann das auf eine Depression hindeuten.

Wenn der Körper krank ist, lässt sich die Ursache in den meisten Fällen schnell finden und behandeln. Doch wenn die Psyche leidet, ist es häufig schwieriger. Psychische Erkrankungen können sich auf sehr unterschiedliche Weise ausdrücken und bemerkbar machen. Das gilt auch für die Depression, die oft nicht leicht zu erkennen ist – für das Kind oder den Jugendlichen selbst, aber auch für Geschwister und Eltern.

Wer von einer Depression betroffen ist, leidet häufig sehr unter der Erkrankung und ist in seinem Alltagsleben beeinträchtigt. Man kommt beispielsweise nicht mehr so gut in der Schule mit, kann seinen Hobbys nicht mehr so nachgehen wie sonst oder hat Probleme im Freundeskreis oder mit der Familie.

Es gibt eine Reihe von Anzeichen (auch „Symptome“ genannt), die bei einer Depression auftreten. Sie können unterschiedlich stark oder schwach ausgeprägt sein.

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ANZEICHEN EINER DEPRESSION

Die drei wichtigsten Anzeichen einer Depression sind:

  • Traurigkeit oder gereizte Stimmung (man „fährt schnell aus der Haut“)
  • Interessenverlust - Man hat keine Freude mehr an Dingen, die zuvor Spaß bereitet haben, z.B. Hobbys oder Freund*innen treffen
  • Energielosigkeit - Es fällt schwer, sich zu bestimmten Dingen „aufzuraffen“ (z.B. zum Sportverein zu gehen). Man ist schnell müde und erschöpft, und das auch schon nach kleinen Anstrengungen
Zusätzlich können bei einer Depression folgende Anzeichen auftreten:
  • Schlafstörungen - vermehrter oder verminderter Schlaf, nicht einschlafen können, nächtliches oder frühmorgendliches Aufwachen
  • veränderter Appetit, also weniger oder mehr Appetit als sonst; Veränderungen im Gewicht
  • das Gefühl, nichts wert zu sein; wenig Selbstvertrauen
  • Schuldgefühle – z.B. das Gefühl, bei Streitigkeiten „schuld“ daran zu sein
  • Gedanken an den Tod oder daran, dass das Leben keinen Sinn mehr hat; Gedanken, sich das Leben zu nehmen
  • Aggressivität (z. B. schnell genervt sein, andere anschreien, wenn sie etwas von einem wollen)
  • Schwierigkeiten, sich auf etwas zu konzentrieren
  • Probleme, Entscheidungen zu treffen – z.B. was man morgens anziehen oder als Nächstes tun soll
  • motorische Unruhe („nicht stillsitzen können“) oder eingeschränkte, verlangsamte Bewegungen
  • Rückzug von Familie und Freundeskreis (z.B. Meiden von gemeinsamen Unternehmungen)
  • Gefühle von Einsamkeit
  • häufiges Weinen
  • Grübeln und negatives Denken - Gefühle von Hoffnungslosigkeit oder Verzweiflung; Sorgen und Ängste, z.B. vor der Zukunft
  • geringe Belastbarkeit, schnelle Überforderung auch bei Kleinigkeiten, wie z.B. die Schultasche packen
  • Ängstlichkeit
  • Schulprobleme (z.B. schlechter werdende Noten, sich nicht konzentrieren können in der Klasse)
  • körperliche Beschwerden – z.B. Kopfschmerzen, Bauchschmerzen oder Verdauungsstörungen
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„ICH ERKENNE MICH DARIN WIEDER. BIN ICH DEPRESSIV?“

Wenn du einzelne der genannten Anzeichen an dir beobachtest, bedeutet das noch nicht, dass du depressiv bist. Viele von ihnen – zum Beispiel eine gereizte Stimmung – können auch mal vorkommen, wenn du gesund bist.

Erst wenn mehrere dieser Anzeichen zeitgleich auftreten, kann es sich um eine Depression handeln. Das gilt dann, wenn diese Anzeichen über die meiste Zeit des Tages und mindestens zwei Wochen lang anhalten. Fachleute sprechen dann auch von einer „depressiven Episode“.

Dabei ist eines sehr wichtig zu wissen: Ein Selbsttest für Depressionen ist anhand der genannten Anzeichen nicht möglich. Ob wirklich eine Depression vorliegt und wie stark sie ausgeprägt ist, können nur speziell ausgebildete Ärzt*innen oder Psychotherapeut*innen feststellen.

DEPRESSION BEI KINDERN UND JUGENDLICHEN – GIBT ES EIGENTLICH UNTERSCHIEDE ZUR DEPRESSION BEI ERWACHSENEN?

Was ist besonders an einer Depression bei Kindern und Jugendlichen?

Eine Depression bei Jugendlichen ist oft ähnlich wie bei Erwachsenen. Aber es gibt auch ein paar Unterschiede. So sind Kinder mit einer Depression zum Beispiel häufiger gereizt und haben Stimmungsschwankungen. Außerdem kommen bei ihnen öfter körperliche Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen hinzu.


Und was ist mit Mädchen und Jungen? Gibt es da Unterschiede?

Wir haben beschrieben, dass es drei Hauptanzeichen der Depression gibt. Dazu gehört, dass man länger als zwei Wochen sehr traurig ist, es einem schwerfällt sich aufzuraffen und man weniger Spaß hat an Dingen, die einem sonst Freude bereitet haben. Diese Anzeichen sind typisch für eine Depression – egal, welches Geschlecht man hat.
Aber das heißt nicht, dass Jungen und Mädchen eine Depression gleich erleben. Es gibt einige Anzeichen, die eher bei Mädchen oder eher bei Jungen auftreten. Hier sind einige Beispiele dafür:

  1. „Nichts kann ich richtig machen!“ 😢„Ich bin nichts wert.“ 😞„Ich habe versagt.“ 😣

    Das sind Sätze, die man eher von Mädchen mit Depression hört. Sie leiden bei Depressionen häufiger unter Schuld- und Versagensgefühlen und einem niedrigen Selbstwertgefühl.

  2. „Mach mich nicht an!“ 😡„Was willst du von mir?“ 🤬„Lass mich bloß in Ruhe!“ 😒

    Jungen mit Depression sind oft besonders reizbar. Sie fühlen sich z.B. schnell persönlich angegriffen und reagieren dann gereizt oder aggressiv. Dadurch können sie auch vermehrt in Streitereien verwickelt sein.

  3. „Ich bin zu dick.“ 🤦„Ich mag meinen Körper nicht.“ 🙅„Ich bin nicht schön genug.“

    Bei Mädchen drückt sich die Depression häufiger darin aus, dass sie mit ihrem Körper unzufrieden sind. Oft leiden sie auch unter Appetitlosigkeit.

  4. „Jungs müssen stark sein.“ 💪 „Jungs weinen nicht.“ 😭 „Stell dich nicht so an, du bist doch kein Mädchen/keine Heulsuse.“ 😱

    Sätze wie diese hört man leider immer noch. Und sie können dazu führen, dass Jungen eher dazu neigen, ihre Depression herunterzuspielen. Das macht es manchmal schwieriger, bei ihnen eine Depression zu erkennen, als bei Mädchen.

Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen

Viele Anzeichen der Depression zeigen sich bei Jungen und Mädchen in ähnlicher Weise. Einige Symptome einer Depression treten bei Mädchen und Jungen jedoch unterschiedlich häufig auf. Hier ein paar Beispiele für solche Unterschiede:

  • Depressive Mädchen leiden vermehrt unter Schuld- und Versagensgefühlen und einem niedrigen Selbstwertgefühl. Sie sind häufiger mit ihrem eigenen Körper unzufrieden und leiden unter Appetitlosigkeit.

  • Jungen mit Depression dagegen zeigen oft eine erhöhte Reizbarkeit. D.h., sie fühlen sich schneller persönlich angegriffen und reagieren dann gereizt. Dadurch können sie auch vermehrt in Streitereien verwickelt sein. Oft wird eine erhöhte Reizbarkeit allerdings nicht sofort mit einer Depression verknüpft, sondern eher mit aggressivem Verhalten.

  • Zudem neigen Jungen eher dazu, ihre Depression zu verharmlosen. Ein Grund dafür können gesellschaftliche Rollenbilder sein („Jungs weinen nicht. Jungs müssen stark sein.“). So ist gesellschaftlich eher akzeptiert, dass Mädchen traurig sind oder unter einer Depression leiden.

  • Durch Verhaltensweisen wie das Verharmlosen oder durch eher unspezifische Merkmale der Depression wie die „Reizbarkeit“ kann es sein, dass eine Depression bei Jungen manchmal schwerer zu erkennen ist.

Erste Hilfe bei Hoffnungslosigkeit

Depressive Erkrankungen können sehr belastend und kräftezehrend sein. Während einer Depression erscheint oft vieles sehr negativ und hoffnungslos. Viele Kinder und Jugendliche, bei denen die Depression erfolgreich behandelt wurde, berichten rückblickend, dass sie während der Erkrankung den Eindruck hatten, ihre Situation werde sich „nie wieder“ bessern und die Depression „ewig“ anhalten. Diese hoffnungslosen Gedanken sind Teil der Erkrankung. Eine wichtige Botschaft lautet aber: Man kann die Depression gut behandeln.

Manche Kinder und Jugendliche denken in besonders schwierigen Phasen der Erkrankung sogar daran, nicht mehr leben zu wollen oder sich etwas anzutun. Oft zögern sie dann, sich jemandem anzuvertrauen, weil sie sich schämen oder die Sorge haben, andere mit ihren Gedanken zu belasten. Auch denken manche, dass man ihnen einfach nicht helfen kann. Das kann man aber. Es ist wichtig, dass du weißt: Es gibt Wege, solche Krisen mit der richtigen Behandlung zu überwinden.

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Ilustration by Elliot Kruszynski
1593 Krisen und Suizidalitaet Desktop Podcast Komponente

Podcast

Thema: Krisen und Suizidalität

Hör doch mal rein!

WICHTIGE TIPPS FÜR KINDER UND JUGENDLICHE:

  1. Wenn du dich hoffnungslos fühlst und den Gedanken hast, nicht mehr leben zu wollen, wende dich dringend an einen Erwachsenen, dem du vertraust (Elternteil, andere Verwandte, Schulpsycholog*in, (Vertrauens-)Lehrer*in, Trainer*in aus dem Verein …).

  2. Du kannst auch einen Freund oder eine Freundin auf deine Gedanken ansprechen und darum bitten, dass er oder sie Hilfe holt.

  3. Du kannst anonym bei der Telefonseelsorge (0800.1110111) anrufen oder dich direkt an eine Fachperson wenden.

  4. Wichtig ist, dass du mit deinen Gedanken nicht allein bleibst und dich jemandem anvertraust, sodass du schnellstmöglich Hilfe bekommst.

Wenn du in einer akuten Krise bist und sofort Hilfe brauchst, wende dich an das nächste Krankenhaus oder rufe den Notarzt (112).