Warum Psychotherapie? Und warum für dich?

Was ist eine Psychotherapie?

Die Psychotherapie ist eine Methode, um psychische Erkrankungen zu behandeln. Dabei finden Gespräche zwischen Psychotherapeut*in und Patient*in statt. Bei manchen Formen der Psychotherapie machst du auch Übungen, z. B. Rollenspiele (etwa um dein Verhalten in schwierigen Situationen zu üben). Oder du trainierst bestimmte soziale Fertigkeiten wie „Nein sagen“ oder „eigene Rechte durchsetzen“.

Zu Beginn einer Psychotherapie wird eine Diagnostik durchgeführt. Diese umfasst unter anderem Gespräche, Untersuchungen und Fragebögen. Mithilfe der Informationen aus der Diagnostik kann festgestellt werden, ob du eine Depression hast, wie stark sie ausgeprägt ist und ob du außer der Depression noch andere psychische Erkrankungen hast, z. B. eine Essstörung. Die Diagnostik gibt auch erste Hinweise darauf, wie dir am besten geholfen werden kann. Die Therapeutin oder der Therapeut klärt dich dann über die Art der Erkrankung und auch die Entstehung der Erkrankung auf.

In der Psychotherapie wird ausführlich und genau darüber gesprochen, was dir Schwierigkeiten macht: Das können zum Beispiel negative Gefühle sein (beispielsweise Traurigkeit), belastende Gedanken („Ich bin schuld daran, dass es meinen Eltern schlecht geht!“) oder Probleme im Alltag (Streit mit Eltern oder Freunden).

Gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten überlegst du dann, wie die Probleme am besten gelöst werden können und wie du deine negativen Gefühle und Gedanken verändern kannst. Eine Psychotherapie findet meistens einmal in der Woche über einen längeren Zeitraum statt. Eine Sitzung dauert meist 50 Minuten. Dauer und Umfang der Psychotherapie sind auch abhängig vom Schweregrad der Depression, von der Art der Psychotherapie und von der Krankenkasse, bei der du (über deine Eltern) versichert bist.

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Podcast

Thema: Psychotherapie

Hör doch mal rein!

Es gibt unterschiedliche Arten der Psychotherapie. Für Kinder und Jugendliche mit einer Depression werden die folgenden beiden empfohlen:

Hier geht es vor allem darum, zu erkennen, dass Gedanken und Verhaltensweisen einen großen Einfluss auf deine Stimmung haben. Die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut leitet dich dabei an, „ungünstige“ Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen, die zu deiner schlechten Stimmung führen. Es kann darum gehen, Gedanken wie „Keiner mag mich“ oder „Ich bin eine Versagerin / ein Versager“ zu erkennen, zu hinterfragen und zu verändern. Du wirst zum Beispiel dazu angeregt, im Alltag zu prüfen, ob der Gedanke „Keiner mag mich“ wirklich stimmt. Im nächsten Schritt lernst du dann, solche „ungünstigen“ Gedanken durch „günstige“ Gedanken zu ersetzen, zum Beispiel: „Meine Freundinnen und Freunde haben mich sehr gern“. Du wirst also dabei unterstützt, zu erkennen, welche Gedanken zu deiner schlechten Stimmung beitragen.
Gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten überlegst du auch, was du machen und an deinem Verhalten verändern kannst, damit es dir besser geht. Ihr plant beispielsweise schöne Aktivitäten mit Freundinnen und Freunden oder gebt deinem Alltag eine klare und gesündere Struktur.

In der Kognitiven Verhaltenstherapie machst du auch unterschiedliche praktische Übungen, z. B. Rollenspiele (in denen du übst, für dich schwierige Situationen zu meistern) oder Entspannungsübungen. Du bekommst auch Übungen für zuhause, zum Beispiel: „Sprich ein schwieriges Thema mit deinen Eltern an, das ihr lange vermieden habt“. So übst du bestimmte Verhaltensweisen im Alltag ein und lernst, schwierige Situationen auch ohne Psychotherapeut*in zu bewältigen.

Die Kognitive Verhaltenstherapie kann als Kurzzeittherapie durchgeführt werden, dann umfasst sie 24 Termine. Sie kann aber auch auf bis zu 80 Termine verlängert werden. Die Anzahl der Termine hängt unter anderem von der Schwere deiner Depression, möglichen psychischen Begleiterkrankungen (wie z. B. Angststörungen) sowie dem Verlauf deiner Behandlung ab. In der Regel übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kognitive Verhaltenstherapie in Deutschland, wenn eine psychische Erkrankung wie die Depression vorliegt. Private Krankenkassen haben dazu unterschiedliche Regelungen.

Österreich und Schweiz: Hier ist die Sitzungsdauer beziehungsweise die Bewilligung der Kosten der Psychotherapie anders geregelt. Je nach Problem beziehungsweise Störungsbild und Therapieziel wird gemeinsam individuell eine Anzahl von Sitzungen festgelegt. Informationen zur Bewilligung der Kosten für Psychotherapien findest du hier.

Hier geht es vor allem darum, Probleme zu erkennen, die du in Beziehungen (zum Beispiel mit Freundinnen und Freunden oder der Familie) oder in deinem sozialen Umfeld hast. Man nimmt an, dass diese Probleme in Beziehungen – zum Beispiel häufige Konflikte mit den Eltern, Schwierigkeiten, Freundschaften zu knüpfen, die schrittweise Ablösung vom Elternhaus im Jugendalter – entscheidend zur schlechten Stimmung beitragen und sie aufrechterhalten.
Du lernst, wie du diese zwischenmenschlichen Probleme besser lösen und mit ihnen umgehen kannst. Beispielsweise kann es darum gehen, dass du lernst und übst, Konflikte mit deinen Eltern besser zu entschärfen oder zu lösen.

Die Interpersonelle Therapie ist eine Kurzzeittherapie und dauert nur 16 Sitzungen. Diese findet vor allem im Jugend- und Erwachsenenalter Anwendung. Die Kosten werden in der Regel bislang noch nicht von den Krankenkassen übernommen. Außerdem bieten bisher leider nur wenige Therapeut*innen diese Therapieform an.

Österreich und Schweiz: Informationen zu den Regelung der Kostenübernahme findest du hier.

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Illustration by Thomas Hedger

Weitere mögliche Therapien für dich

Wenn du und deine Eltern euch gegen eine kognitive Verhaltenstherapie oder eine interpersonelle Psychotherapie entscheidet, empfiehlt die Leitlinie andere Behandlungsmethoden. Diese Behandlungen können auch sinnvoll sein, wenn eine der bereits empfohlenen Behandlungen nicht durchgeführt werden kann, zum Beispiel, weil sie an deinem Wohnort nicht verfügbar sind.
In diesen Fällen wird eine Psychodynamische oder Systemische Psychotherapie empfohlen.

Die Psychodynamische Psychotherapie umfasst die sogenannte Tiefenpsychologische Psychotherapie und die Analytische Psychotherapie. Diese Behandlungen gehen davon aus, dass unbewusste Erinnerungen oder Gefühle an frühe Trennungen und negative Erfahrungen bei dir die aktuelle Depression auslösen. Unbewusst bedeutet, dass die Erinnerungen und Gefühle in dir „abgespeichert“ sind und dich „beeinflussen“. Du kannst diese Erinnerungen und Gefühle aber nicht bewusst aufrufen. Stell dir das wie bei einem Eisberg vor: Die Eisscholle, die unter dem Wasser im Meer „versteckt“ ist, stellt das Unbewusste dar.

Der Eisberg, der sichtbar ist, wird von seinem „versteckten“ Teil beeinflusst (etwa dadurch, wie weit dieser ins Wasser ragt). Beispielsweise kannst du dich verlassen gefühlt haben, weil ein Elternteil längere Zeit im Krankenhaus war. Die Psychodynamische Psychotherapie nimmt an, dass solche Erfahrungen und Gefühle zu einem späteren Zeitpunkt eine Depression auslösen können.

Diese unbewussten Gefühle und Erinnerungen werden dir durch die therapeutische Behandlung ins Bewusstsein gerufen. Im Rahmen der Behandlung geht es dann darum, dass du ungelöste Konflikte verstehst, gute Beziehungserfahrungen machst und deine Stärken erkennst. Das alles trägt zur Linderung der Depression bei.

Zur Psychodynamischen Psychotherapie gehören mehrere Behandlungsverfahren: die Tiefenpsychologische Psychotherapie und die Analytische Psychotherapie. Beide Methoden sind sehr ähnlich, bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie stehen allerdings mehr die aktuellen Probleme und Konflikte im Vordergrund.
Auch für diese Behandlung gibt es übrigens Kurztherapien.
Psychodynamische Behandlungen werden von gesetzlichen Krankenkassen übernommen, private Krankenkassen haben hierzu unterschiedliche Regelungen.

Die Systemische Psychotherapie geht davon aus, dass „anhaltende Probleme in den Beziehungen mit anderen Menschen“ eine Ursache der Depression sind. Deshalb bist du auch nicht allein in Behandlung, sondern es werden zusätzlich Personen aus der Familie (oder auch andere wichtige Personen) mit einbezogen. Man behandelt sozusagen das Familien-System.

In der Behandlung können unterschiedliche Themen besprochen werden: die Probleme, die du mit Familienmitgliedern hast, die Probleme der anderen Familienmitglieder untereinander oder Probleme in den Beziehungen der Familienmitglieder mit anderen Personen. In der Behandlung arbeitest du z. B. an der „schlechten Verständigung mit anderen“ und an Beziehungsschwierigkeiten.
Zukünftig soll auch die Systemische Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen von den Krankenkassen übernommen werden.

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