Bleib im Gespräch
Beachte im Gespräch und im Umgang mit einer depressiven Freundin oder einem depressiven Freund Folgendes:
-
Psychische Probleme und psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen kommen oft vor. Es gibt viele verschiedene psychische Erkrankungen – manche davon fallen auf, weil sie von außen leichter zu erkennen sind (so geht z.B. ADHS u.a. mit hoher körperlicher Unruhe und Ablenkbarkeit einher). Andere psychische Erkrankungen sind von außen schwerer zu erkennen, weil sich dabei viel im Innern der Person (in Gedanken und Gefühlen) abspielt. Dazu gehört z.B. die Depression.
-
Es gibt viele Vorurteile gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen, die klingen z.B. so: „Das ist doch eine Charakterschwäche.“ Oder: „Die stellen sich einfach nur an.“ Oder: „Die wollen nur Aufmerksamkeit haben.“ Das alles ist nicht wahr. Psychische Erkrankungen sind „echte“ Erkrankungen, genauso wie körperliche Erkrankungen (z.B. Diabetes/Blutzuckerkrankheit). Viele wissen nicht, dass psychische Krankheiten zum Teil auch durch unsere Gene mitverursacht werden (erfahre hier mehr zu den Ursachen einer Depression). Ganz wichtig: Niemand hat selbst „Schuld“ an einer psychischen Erkrankung! Wenn dir also jemand von seiner psychischen Erkrankung (wie einer Depression) oder von seinen psychischen Problemen erzählt: Nimm das ernst und begegne der Person nicht mit Vorurteilen (z.B. Der will doch nur im Mittelpunkt stehen).
-
Wenn du dir Sorgen um deine Freundin oder deinen Freund machst, sprich das so bald wie möglich in einer passenden Situation an. Sag ihm oder ihr ganz offen, dass du dir Sorgen machst. Warte am besten einen ruhigen Moment ab, in dem ihr allein seid und Zeit zu sprechen habt. Mach dir am besten vorher darüber Gedanken, was du sagen möchtest. Wichtig ist, dass du dir selbst klarmachst: Ich kann helfen, wenn ich zeige, dass ich da bin. Du kannst bspw. sagen: „Ich mache mir gerade ziemliche Sorgen um dich. Ich merke, dass du dich immer mehr zurückziehst. Du bist mir sehr wichtig ….“. Mach deiner Freundin oder deinem Freund klar, dass es guttun kann, über Probleme zu sprechen – und frag, wie du helfen kannst.
-
Gut möglich, dass erstmal eine negative Reaktion kommt, deine Freundin oder dein Freund z.B. abblockt, die Probleme leugnet oder wütend wird. Nimm das nicht persönlich. Es kann schwerfallen, über Probleme zu sprechen; das braucht manchmal etwas Zeit. Akzeptiere das und dränge nicht dazu, über Gefühle oder Probleme zu sprechen. Signalisiere, dass du da bist. Du kannst auch später nochmal versuchen, deine Sorgen auszusprechen.
-
Es kann sein, dass es dir schwerfällt und du dich überwinden musst, deine Freundin oder deinen Freund auf so etwas anzusprechen. Wenn du nicht dazu bereit bist, deine Sorgen direkt anzusprechen, ist das völlig in Ordnung. Du kannst eine erwachsene Person, der du vertraust, bitten, dich dabei zu unterstützen. Achte also auch gut auf dich selbst. Wenn dich die Sorgen um deine Freundin oder deinen Freund zu sehr belasten – sprich mit einer vertrauten Person darüber und hol dir so selbst Unterstützung.
-
Bleib im Gespräch mit deiner Freundin oder deinem Freund möglichst ruhig und geduldig. Verurteile nicht (frag z.B. lieber nicht: „Warum hast du es so weit kommen lassen?“). Versuch nicht in Panik zu verfallen oder geschockt zu reagieren, wenn du beunruhigende Dinge erfährst. Mach deine Freundin oder deinen Freund auch nicht für die schwierige Lage verantwortlich (z.B. „Wenn du doch nur …“, „Das liegt daran, dass du immer …“). Benutze möglichst keine Floskeln wie „So schlimm ist es doch gar nicht“, „Alles halb so wild“, denn dann könnte man sich nicht ernst genommen fühlen. Versuche gut zuzuhören und nicht zu argumentieren (z.B. „So schlimm kann es dir ja gar nicht gehen“). Du kannst ruhig sagen, dass es Hilfe und gute Behandlungsmöglichkeiten gibt und z.B. auf “ich bin alles“ verweisen.
AUCH SO KANNST DU HELFEN
-
Informier dich zusammen mit deiner Freundin oder deinem Freund, wo es Hilfen gibt. Nicht alle Informationen, die du im Internet findest, sind gut, richtig und wahr. Vertrauenswürdige Informationen findest du auf dieser Website und auf den Seiten von offiziellen Stellen (z.B. Kliniken, Krankenkassen, Beratungsstellen). Hier findest du ein paar Anlaufstellen. Du kannst deiner Freundin oder deinem Freund auch anbieten, sie oder ihn zu einer Fachperson zu begleiten, wenn du das möchtest. Mach ihr oder ihm jedenfalls Mut, sich so schnell wie möglich Hilfe zu suchen, z.B. einer erwachsenen Person von den Problemen zu erzählen.
-
Ihr könnt auch gemeinsam überlegen, welchen Erwachsenen ihr einbeziehen wollt (z.B. Vertrauenslehrer*in, Schulpsycholog*in, ein Elternteil); dann überlasse aber deiner Freundin oder deinem Freund die Entscheidung, an wen ihr euch wendet. Du kannst anbieten, bei dem Gespräch mit dem Erwachsenen dabei zu sein. Wenn die erwachsene Person, an die ihr euch wendet, nichts unternimmt oder euch nicht ernst nimmt – wendet euch an eine andere erwachsene Person.