Behandlungs-
empfehlungen für die unterschiedlichen Schweregrade der Depression

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Eins ist ganz klar: Jede Form der Depression – ob leicht, mittelgradig oder schwer – sollte von einer Fachperson behandelt werden. Wie genau sie behandelt wird, hängt von der Ausprägung der Krankheit ab.

Es gibt unterschiedliche Arten, wie eine Depression bei Kindern und Jugendlichen behandelt werden kann.

  • Mit bestimmten Formen der Psychotherapie: Das sind zum Beispiel die kognitive Verhaltenstherapie oder die interpersonelle Therapie. Was darunter zu verstehen ist, erklären wir hier genauer.

  • Mit einer spezifischen Medikamentengruppe, den Serotonin-Wiederaufnahmehemmern. Dazu gehört das Medikament Fluoxetin, ein sogenanntes Antidepressivum, auf das wir hier genauer eingehen.

  • Eine Kombination aus einer psychotherapeutischen Behandlung und einem Medikament: zum Beispiel kognitive Verhaltenstherapie plus Fluoxetin.

Die Psychotherapie ist die Behandlung der ersten Wahl, d.h. Expert*innen empfehlen bei einer Depression eine Behandlung mit einer Psychotherapie zu beginnen. Liegt allerdings eine schwere Form der Depression vor, kann auch die Kombination einer Psychotherapie mit einem Medikament sinnvoll sein.

Welche Art der Behandlung letztendlich empfohlen wird, hängt also vom Schweregrad der Depression ab; daneben ist sie auch von den psychotherapeutischen Angeboten in Ihrer Umgebung abhängig. Wichtig auch an dieser Stelle nochmal zu betonen ist, dass die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung und das Abwägen gemeinsam mit Ihrem Kind und den Behandler*innen getroffen werden sollte.

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Wenn Ihr Kind eine leichte oder mittelschwere Depression hat, wird eine Psychotherapie empfohlen: entweder eine kognitive Verhaltenstherapie oder eine interpersonelle Therapie.

Wenn Ihr Kind eine schwere Depression hat, braucht es auch unbedingt eine Psychotherapie (kognitive Verhaltenstherapie oder interpersonelle Therapie). Gemeinsam mit den Behandelnden ist zu überlegen, ob Ihr Kind zusätzlich auch ein Antidepressivum einnehmen sollte. Es enthält den Wirkstoff Fluoxetin.

Wann reicht eine Beobachtung durch eine Fachperson (vorerst) aus?

Wenn eine Fachperson bei Ihrem Kind eine leichte Depression festgestellt hat, dann kann es (vorerst) sein, dass Ihr Kind zunächst ohne eine Behandlung zurechtkommt. Wie lange diese Phase dauert, hängt davon ab, ob sich der Gesundheitszustand Ihres Kindes bessert. Wichtig ist, dass auch eine leichte Form der Depression ernst zu nehmen ist.

Wer oder was kann bei einer leichten Depression am besten helfen?

Am besten kann eine Fachperson helfen. Lassen Sie sich zunächst von ihr beraten und über die Depression informieren. Nutzen Sie diese Unterstützung unbedingt.

Zusätzlich können Sie in der Familie selbst einiges tun, damit es Ihrem Kind besser geht:

  • Animieren Sie Ihr Kind zu Entspannungstrainings und Achtsamkeitsübungen. Diese können helfen, Stress abzubauen.
    Es gibt viele unterschiedliche Entspannungsverfahren. Zum Beispiel die „Progressive Muskelentspannung“. Oder Achtsamkeitsübungen. Dabei konzentriert man sich voll und ganz auf die Wahrnehmungen und Empfindungen im „Hier und Jetzt“. Man versucht, sich nicht von anderen Gedanken (zum Beispiel „Ich muss heute noch für Mathe lernen“) ablenken zu lassen. Ihr Kind soll seine Wahrnehmungen und Empfindungen nicht bewerten (zum Beispiel „Was ist das denn jetzt schon wieder?“), sondern einfach nur wahrnehmen. Entspannungs- und Achtsamkeitstrainings kann man in einem Kurs lernen – oder Ihr Kind lässt sich zuhause von Youtube, Apps, CDs, Büchern oder Arbeitsblättern anleiten.

  • Ermutigen Sie Ihr Kind zu sportlicher Aktivität bzw. seien Sie zusammen sportlich aktiv.

  • Empfehlen Sie Ihrem Kind Bücher, die Tipps geben, wie man depressive Symptome mildern und seine Stimmung verbessern kann. „Feeling Good“ von David D. Burns ist zum Beispiel sehr hilfreich.

  • Weitere Tipps finden Sie bei den Selbsthilfestrategien für Jugendliche.

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Diese Dinge und Aktivitäten können dabei helfen, dass es Ihrem Kind vielleicht nach wenigen Wochen besser geht. Das ist aber nicht immer der Fall. Wenn es Ihrem Kind in dieser Zeit oder danach nicht besser oder sogar schlechter geht, sollten Sie eine Behandlung beginnen.

Wenn einer oder mehrere der folgenden Punkte auf Ihr Kind zutreffen: Warten Sie nicht ab, sondern sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind sich sofort in eine Behandlung begibt!

Ihr Kind:

  • hat keine leichte Depression, sondern eine mittelgradige oder schwere Depression. Mehr Informationen zu den Schweregraden finden Sie hier.

  • leidet neben der Depression noch unter weiteren psychischen (zum Beispiel Essstörung, ADHS, Angststörung) oder körperlichen Erkrankungen (zum Beispiel Diabetes). Mehr Informationen zu den Komorbiditäten finden Sie hier.

  • ist durch bestimmte Erlebnisse stark belastet (zum Beispiel Gewalterfahrungen inner- oder außerhalb der Familie, Mobbing, Tod einer nahestehenden Person oder andere einschneidende belastende Erlebnisse wie eine Trennung der Eltern) oder konsumiert Drogen.

  • hat ein nahes Familienmitglied (zum Beispiel Eltern, Geschwister) mit einer Depression.

  • hatte in der Vergangenheit schon einmal eine Depression.

  • hat Probleme dabei, den Alltag zu bewältigen. Es kommt zum Beispiel wegen der Depression in der Schule nicht mehr gut mit oder hat Schwierigkeiten mit alltäglichen Dingen (zum Beispiel morgens aufzustehen, aus dem Haus zu gehen oder kleinere Einkäufe zu machen).