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Im Folgenden beschreiben wir die wichtigsten bzw. häufigsten Belastungsfaktoren, die zur Entstehung einer Depression beitragen können. Eine Depression wird in der Regel nicht durch eine einzige Belastungssituation ausgelöst. Meist spielen mehrere der Belastungsfaktoren zusammen. Zudem können z.B. bei einer genetischen Veranlagung belastende Erfahrungen ein größeres Risiko für die Entstehung einer Depression darstellen, als wenn keine genetische Veranlagung vorliegt. Hier finden Sie weitere Informationen zu den Ursachen der Depression. Jedes Kind und jeder Jugendliche hat also seine ganz individuelle Entstehungsgeschichte der Depression. In diesem Zusammenhang ist auch die eigene Wahrnehmung von Belastungsfaktoren sehr wichtig: Jeder kann Belastungsfaktoren unterschiedlich wahrnehmen und unterschiedliche Strategien entwickeln, um damit umzugehen. Eine alltägliche Situation, wie z.B. eine schlechte Schulnote, nehmen manche Schüler*innen als viel belastender wahr als andere.

Kinder und Jugendliche, die aus ihrem Heimatland fliehen mussten, sind oft stark belastet – und besonders anfällig für psychische Erkrankungen, wie z.B. eine Depression. Mehr dazu (z.B. über Gewalt- und Verlusterfahrungen) erfahren Sie unter „Belastungsfaktoren der Depression“.

Viele geflüchtete Kinder und Jugendliche haben in ihren Heimatländern Armut erfahren; manche zudem Krieg, Verfolgung und Gewalt erlebt. Oft haben sie eine wichtige Bezugsperson (z.B. ein Elternteil) durch Tod verloren oder wurden von ihr zeitweise oder dauerhaft getrennt. Aus der Heimat fliehen zu müssen, stellt für viele Kinder und Jugendliche ein einschneidendes Erlebnis oder gar ein Trauma dar. Häufig ist die Flucht mit vielen Widrigkeiten und Gefahren verbunden, wie etwa die Überquerung von Bergen, Flüssen und Meeren und das Überschreiten von Landesgrenzen. Oft erleben Kinder und Jugendliche auf der Flucht Angst und Gewalt bzw. werden Zeuge, wie anderen Gewalt angetan wird. Sie leiden auch häufig unter Hunger und Durst. Auch Krankheiten sind verbreitet. Obwohl vieles bei der Ankunft im Zielland besser ist, wirken diese Belastungen nach; und oft ergeben sich weitere Schwierigkeiten. Manche Kinder und Jugendliche haben einen unsicheren Aufenthaltsstatus, was Angst vor Abschiebung und Stress bedeutet. Außerdem leiden geflüchtete Familien häufig unter finanziellen Schwierigkeiten.

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FREMD IN DER NEUEN HEIMAT

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Weil Geflüchtete die neue Sprache noch nicht beherrschen, kann es vorkommen, dass sie sich sozial isoliert und fremd in der neuen „Heimat“ fühlen. Das ist besonders schlimm für Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern oder andere Verwandte ins Zielland kommen. Oft ist es auch schwer, sich auf die neue Kultur und ganz andere Gewohnheiten – anderes Essen, andere Kleidung, andere Art der Kommunikation – einzustellen; vor allem, wenn es viele Unterschiede zum Heimatland gibt. Geflüchtete Kinder und Jugendliche können sich wie hin- und hergerissen fühlen zwischen neuer und alter Heimat. Auch die Eltern geflüchteter Kinder und Jugendlicher haben in ihrem Heimatland und auf der Flucht Belastendes, oft Traumatisches erlebt. Das kann zu psychischen Erkrankungen der Eltern beitragen – die wiederum bei den Kindern die Entwicklung einer Depression begünstigen können.