828 Desk Depression Erkennen 2 1

WIE DIAGNOSTIZIEREN FACHPERSONEN EINE DEPRESSION?

Eine ausführliche, sorgfältige Diagnostik ist sehr wichtig. Nur so lässt sich einerseits feststellen, ob bei Ihrem Kind überhaupt eine psychische Erkrankung vorliegt, und andererseits sicherstellen, dass die Symptome wirklich auf eine depressive Erkrankung und nicht auf andere Erkrankungen zurückgehen. Die Diagnostik hilft auch dabei, psychische Begleiterkrankungen der Depression zu erkennen (z.B. Angststörungen). In die Diagnostik bezieht man sowohl Ihr Kind als auch in der Regel Sie als Eltern ein. Manchmal kann es sinnvoll sein, weitere Personen miteinzubeziehen, mit denen Ihr Kind viel in Kontakt ist, wie z.B. die Großeltern.

AUS WELCHEN TEILEN BESTEHT DIE DIAGNOSTIK?

DIE GESPRÄCHE MIT DER FACHPERSON

Zunächst befragt man Ihr Kind zum aktuellen Befinden, z.B. so: „Welche Schwierigkeiten hast du? Wie häufig und wann treten die Schwierigkeiten auf? Wann haben sie begonnen?“. Diese Fragen fasst man unter dem Fachbegriff „Exploration“ zusammen. Darüber hinaus werden gezielt Fragen gestellt, die sich u.a. auf das Denken, Fühlen, Erleben und das Gedächtnis Ihres Kindes beziehen (z.B. „Wie schätzt du zurzeit deine Konzentrationsfähigkeit ein? Hat sich in letzter Zeit deine Stimmung verändert?“). Man spricht hier vom psychopathologischen Befund. Außerdem gibt es ein ausführliches Gespräch mit Ihrem Kind und Ihnen zur Erkrankungsgeschichte (Anamnesegespräch). Hier geht es darum, wichtige Informationen zu erfragen, die mit den akuten Problemen in Verbindung stehen bzw. zur Erkrankung beigetragen haben könnten.

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Dabei unterscheidet man zwischen Eigenanamnese (Informationen, die Ihr Kind selbst gibt) und Fremdanamnese (Informationen, die Sie oder andere nahestehende Personen liefern). Im Elterngespräch geht es z.B. um Umstände der Schwangerschaft und Geburt, frühkindliche Entwicklung, Berichte aus dem Kindergarten, Schulzeugnisse, persönliche und familiäre Stärken und Belastungen, mögliche frühere psychische Probleme, frühere medizinische und psychotherapeutische Behandlungen Ihres Kindes, (psychische) Erkrankungen in der Familie, Familiensituation, Schulsituation, Freizeitsituation/Hobbys, Freund*innen, körperliche Erkrankungen, Belastungen und traumatische Erfahrungen.

DIE PSYCHOLOGISCHE DIAGNOSTIK

Anhand eines Leitfadens werden viele Fragen zu unterschiedlichen Bereichen gestellt, in denen Kinder und Jugendliche Probleme haben können (z.B.: „Hast du seit zwei Wochen oder auch schon länger keine Freude an Dingen, die du sonst gerne machst? Unternimmst du also z.B. weniger mit deinen Freund*innen?“). Das hilft festzustellen, ob die Kriterien einer depressiven Erkrankung bei Ihrem Kind erfüllt sind. Mithilfe eines klinischen Interviews klärt man auch, ob neben einer Depression noch andere psychische Begleiterkrankungen vorliegen (z.B. eine Angststörung). Um eine möglichst exakte Diagnose stellen zu können, orientieren sich die Fragen streng an den Kriterien für psychische Erkrankungen.

Ein Teil der Diagnostik erfolgt über Fragebögen, die Ihr Kind bzw. Sie (ggf. die Lehrer*innen) ausfüllen. Es gibt viele unterschiedliche Fragebögen, die je nach Problematik eingesetzt werden können, z.B. Fragebögen zur Ausprägung der Depression, zu allgemeinen psychischen Problemen, zu Stress(-bewältigung).

Manchmal wird eine Leistungsdiagnostik (Intelligenz-Testung) empfohlen. Sie kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein, z.B. um als mögliche Ursache der Depression schulische Überforderung auszuschließen. Wenn eine Schülerin oder ein Schüler andauernd schulisch überfordert ist, kann das depressive Symptome auslösen.

DIE KÖRPERLICHE UNTERSUCHUNG

  1. Eine körperliche Untersuchung ist wichtig, um körperliche Ursachen (z.B. Schilddrüsenerkrankungen) für depressive Symptome auszuschließen. Das kann eine Untersuchung der Blutwerte (um beispielsweise Erkrankungen der Schilddrüse auszuschließen) oder auch eine neurologische Untersuchung umfassen.

  2. Alles, was sich aus dem Gespräch mit der Fachperson, dem klinischen Interview, den Fragebögen, der körperlichen Untersuchung und ggf. Leistungsdiagnostik sowie Verhaltensbeobachtungen ergibt, wird zusammengefasst. Aus der Vielzahl dieser Informationen lässt sich dann feststellen, ob eine Depression sowie ggf. weitere psychische Erkrankungen vorliegen. Wenn das sicher der Fall ist, kann man die weitere Behandlung und weitere Schritte planen.